Post-Protest Depression

von Klaus Grill

19.4.`18

sad face

Einen Tag nach der Demo ist man erstmal durch. Nach all dem Stress und nach all dem Spaß, den die Demo auch gemacht hat.
Eine Manöver-Kritik ist nötig und wird in den Foren und Chats seit gestern Morgen bereits eifrig betrieben.
Der Tenor:
Es war super. Eine tolle Erfahrung. Alle haben zusammen gearbeitet und alte Gräben und Feindschaften waren vergessen. Und jetzt kommts - alle wollen, dass es so bleibt.
Ist das zu glauben?
Jepp.


Backstage

Aber dann gibt es noch die zahlreichen Kollegen aus dem Backstage-Bereich. Sie wissen, dass zwar alles gut gelaufen ist, sie wissen aber auch, dass einiges nicht so perfekt war. Glücksache, verbesserungswürdig und auf der Liste fürs nächste Mal ganz oben.
Dass mehr als die Hälfte des Konvois, durch die polizeilichen Auflagen, abgetrennt wurde und deshalb bei der Party am Schluß - dem Teil mit den Reden und so - nicht mehr dabei war, ist in Wahrheit verdammt ärgerlich. Nichts gegen polizeiliche Auflagen, es passten wirklich nur die erlaubten 115 Taxen in das Viertel. Die restlichen 200, hätten die Neustadt vermutlich gesprengt. Aber das war Mist.
So einen Patzer wird es das nächste Mal nicht geben.
Die Ordner-Truppe will ich hier besonders und viel zu spät erwähnen, denn sie haben die Beinarbeit gemacht und waren das Rückgrad der ganzen Show. Über Handy, Chat und Rauchzeichen ging es schon am frühen Morgen los mit dem Organisieren, zu einem Zeitpunkt, als zum Beispiel der Autor dieser Zeilen noch im Bett lag.
Jungs, ihr wart einsame Klasse.
Und dann die morgendliche Munitionierung der Kollegen auf der Glacischaussee mit Plakaten, Aufklebern und Tür-Transparenten - dies war ebenso verblüffend wie atemberaubend. Es geschah durch die Initiative eines Kollegen, der sich seine Aufgabe selbst gesucht hatte und sie einfach erledigt hat.
Bingo Bango.


Erste Erkenntnis

Nach Innen war die Demo also ein durchschlagender Erfolg. Aber nach Aussen?
Wird Moia deswegen aufgeben? Nein, die haben vielleicht mal kurz gelächelt, wenn sie’s überhaupt mitgekriegt haben.
Wird die Politik deswe… ok, war ja auch nur `ne rethorische Frage.
Wird die Behörde deswegen anders entscheiden? Niemand weiß, was hinter den Mauern der Behörde vorgeht.






Die Presse

Ist unser Anliegen bei der Presse angekommen? Haben sie unsere Botschaften verstanden?
Nee, oder?
Wenn man sich den Presse-Spiegel anschaut, kann es Einem den schönsten Tag verderben. Einzige Ausnahme ist das Abendblatt und die TaxiTimes. Es gibt die üblichen TV-Interviews mit den üblichen Vertretern unseres Gewerbes, was ok ist. Die Interviews sind nicht schlecht. Es gibt ein Interview mit einem Kollegen von den Alstertalern, auf den man stolz sein kann und über das man sich freuen kann.


Aber

Keine einzige unserer zahlreichen Parolen und Botschaften hat Einzug in den Text eines Journalisten gehalten. Nicht eine. Es gibt Fotos von Plakaten und dem Flyer, mal mit Taxis im Bild mal ohne. Aber das ist nicht das gleiche, wie das Zitat einer Botschaft im Text eines Journalisten. Es hätte bedeutet, dass der Jorunalist sich mit der Botschaft und ihrer Bedeutung auseinander gesetzt hat. Das ist nicht passiert.
Unsere Botschaften sind nicht diskutiert, nicht kritisiert und nicht in Betracht gezogen worden. Unsere Botschaften sind verpufft.


Der Senf

Es gibt die Interviews in Texten und Videos, aber das sind wohlfeile Aussagen, vernünftig, abgewogen und maßvoll. Und das sollen sie auch sein.
Aber das zieht nicht die Wurst vom Teller. Es ist gerade mal der Senf. Das ist alles viel zu wenig. Das muss sich ändern.
Es wird sich ändern.
Steht auf der Liste ganz oben.

travis bickle