Das Kleine Argument

von Klaus Grill

31.1.`19


Nach der Berliner Entscheidung, tritt die skurile Situation ein, dass Moia die Stadt Berlin verklagen könnte, weil sie keine Genehmigung bekommen haben, so wie wir die Stadt Hamburg verklagt haben, eben weil sie eine Genehmigung bekommen haben. So gesehen befindet sich Moia in der gleichen Lage, wie wir - nur spiegelverkehrt. Eigentlich witzig.
Bemerkenswert an der Berliner Entscheidung ist ausserdem, dass sich die dortigen Grünen nicht von der Moia-PR haben einseifen lassen, die behauptet, Moia würde die Umwelt retten. Wenn schon die Grünen diesen grün gewaschenen Köder nicht schlucken, wer dann?
Und dann ist da noch die Geschichte von dem kleinen Argument.
Es war einmal ein kleines Argument, das wie alle Argumente, davon träumte später einmal wichtig und bedeutend zu sein, wenn es erst groß wäre. Aber das kleine Argument hatte das Pech aus einfachen Verhältnissen zu kommen und aus der Wirklichkeit zu stammen und nicht aus dem Labor eines Konzerns oder einem Think Tank. Und deshalb beachtete es niemand, brachte es niemand und niemand setzte es ein. Da wurde das kleine Argument ganz traurig, es ließ den Kopf hängen und wollte sich gerade mit seiner Bedeutungslosigkeit abfinden, da bemerkte es plötzlich, wie es Jemand aufnahm und vorbrachte. Erst einmal, dann zweimal und dann setzen es immer mehr Menschen ein.
Und weil es eben aus der Wirklichkeit stammte und auf der Straße viele schmutzige Diskussionen überlebt hatte, wuchs es zu einem starken, gesunden Argument heran. Und dann - eines Tages war es so weit. Es durfte mit an den Tisch. Zu den Großen, dort wo die Mächtigen sitzen.
"Ridesharing-Dienste wie Uber, Moia&Co. führen zu mehr Verkehr auf den Straßen, nicht zu weniger."
In der Begründung der Ablehnung von Moia erklärt die Berliner Verkehrsbehörde:

„Ride-Pooling“ sei zwar nicht ausgeschlossen, dürfe aber nicht zu einer Zunahme des Kfz-Verkehrs führen. Das Konzept von Moia, mit 1000 Kleinbussen und einem flexiblen Tarifsystem Beförderung anzubieten, stehe dem „eindeutig entgegen“.

Da ist es nun unser kleine Argument. Zum ersten Mal wurde es nicht nur von einfachen, daher gelaufenen Menschen gebracht, von neugierigen Journalisten oder amerikanischen Wissenschaftlern, sondern von der deutschen Politik und kam so in den Mix mit anderen starken Argumenten der Berliner Verkehrsbehörde.

travis bickle